Sozialistische Machtformen – sozialistische Wissensordnungen? Osteuropa als Thema einer Globalgeschichte des Wissens
Donnerstag, 9. Juni
09:15 bis 10:45 Uhr
Raum 3088
Formen der Macht und Formen des Wissens bedingen sich gegenseitig. Das Panel beleuchtet den historischen Wandel von Wissensbeständen und Wissensordnungen und das sich permanent verschiebende Verhältnis zwischen Zentren der Machtausübung und Zentren der Wissensherstellung am Beispiel der sozialistischen Länder im Osteuropa der Nachkriegszeit. Zumindest für Osteuropa steht die historische Wissensforschung und speziell ihr Bezug zur Frage der Macht noch in den Anfängen. Die Machtstrukturen im sozialistischen Osteuropa unterschieden sich dabei – zumindest auf den ersten Blick – signifikant von denen in anderen Weltgegenden, auch wenn neuere Forschungen zunehmend auch auf Gemeinsamkeiten hingewiesen haben. Vor diesem Hintergrund zielt das Erkenntnisinteresse des Panels auf die Erweiterung von Machtstrukturen um den Aspekt der Verbindung von Macht- und Wissensformen, um mögliche Wege auszuloten, wie bisherige Erkenntnisse der historischen Osteuropaforschung differenziert werden können. Dazu wird in den Referaten exemplarisch der Frage nachgegangen, inwiefern spezifische Ausprägungen gegenseitiger Abhängigkeit von Wissen und Macht empirisch fassbar sind und welche Rolle das sozialistische Osteuropa in einer Globalgeschichte des Wissens einnimmt: In welcher Weise es also in Interaktion mit anderen Orten der Wissensproduktion stand und inwiefern Parallelen und Unterschiede zu anderen Wissensordnungen erkennbar sind.
Die Beiträge thematisieren dabei drei Fragenkomplexe: 1.) von welchen Orten, Institutionen und Instanzen sowie auf welche Weise wurden Macht und Wissen erstritten oder bekämpft? 2.) auf welche etablierten Praktiken oder ad-hoc-Lösungen setzten die jeweiligen Akteure? und 3.) auf welche informellen Netzwerke oder Organisationsstrukturen wurde bei der Konsolidierung und Infragestellung von Machtansprüchen und Wissensordnungen zurückgegriffen? Lassen sich aus den dargestellten Fallbeispielen für den osteuropäischen Sozialismus spezifische Muster des Zusammenhangs von Wissen und Macht herleiten?